Leben im Technotop - Technosophie

Technisches Artefakt: Produkte & Produktionsmittel

(Fünfter Aspekt des Technikbegriffs)

(Sechster Aspekt)

Der materielle Aspekt des Technikbegriffs ­ das Sachsystem oder allgemeiner das technische Artefakt ­ zeigt sich entweder als Produkt des gestaltenden Handelns oder als Objekt des anwendenden Handelns. Artefakte sind Ziel und Mittel der Arbeit. Dazu Karl Marx:

"Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine Tat vermittelt, regelt und kontrolliert (S.185). Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und ihr Mittel (S.186). Im Arbeitsprozeß bewirkt also die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von vornherein bezweckte Veränderung des Arbeitsgegenstandes. Der Prozeß erlischt im Produkt. [...] Die Arbeit hat sich mit ihrem Gegenstand verbunden. Sie ist vergegenständlicht (S.189). Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegenstand und ihr Mittel [...]. Diese produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen Konsumtion, daß letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen Individuums, erstere sie als Lebensmittel der Arbeit, seiner sich betätigenden Arbeitskraft verzehrt. Das Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsumenten unterschiednes Produkt (S.191f)" (Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Bd.1: Der Produktionsprozeß des Kapitals. Berlin 1953).

Gegenstände ­ in der Natur vorgefundene oder "durch frühere Arbeit filtrierte" Rohmaterialien (Marx, Kapital, S.186) ­ und Mittel der Arbeit werden auf diese Weise als Produktionsmittel vernutzt und gehen in das Produkt ein (Marx, Kapital, S.192). Als Mittel unterscheidet Karl Marx erstens "ein Organ, das er [der Arbeiter] seinen Leibesorganen hinzufügt, seine natürliche Gestalt verlängert, trotz der Bibel" (Marx, Kapital, S.187) ­ ein Werkzeugkonzept, das sich gut mit der phänomenologischen Theorie nach Maurice Merleau-Ponty des ausdehnbaren Körpers («extendible body») verträgt (Don Ihde: Technology and the Lifeworld: From Garden to Earth. Bloomington, Indianapolis 1990, p.39). ­ Hinzu kommen zweitens "alle gegenständlichen Bedingungen", die für den Arbeitsablauf notwendig sind. So braucht der Arbeiter einen "locus standi", der Prozeß einen "Wirkungsraum" und die Produktion eine Infrastruktur (Marx, Kapital, S.188).

Die naturgegebenen Gegenstände und Produkte früherer Arbeit werden im Zuge der mit dem Einsatz von Produktionsmitteln erfolgenden technischen Weltausbeutung vernutzt. Die Arbeit erzeugt im Wirkungsraum der Produktionsmittel die Arbeitsprodukte.
Die Produkte in ihrer Gesamtheit bilden die technische Umgebung des Menschen, wie sie als Aggregat aller technischen Artefakte im Wirkungsraum vorliegt und als «Technosphäre» beschrieben werden kann.